Raus aus dem Teich

Allen Leserinnen und Lesern noch ein frohes neues Jahr voller aufregender Abenteuer und grenzenlosem Spaß auf der großen Leinwand. Ich selbst bin mit einer üblen Erkältung über die Jahresgrenze gestolpert und huste seitdem fröhlich vor mich hin – bis ich auf der Münchner Filmwoche nächste Woche wahrscheinlich den nächsten Erreger einfangen werde. Aber was tut man nicht alles für die Kunst?

Dennoch habe ich mich in den Ferien aufgerafft und mir einen Kinofilm angesehen, zusammen mit Mark G. und seinen Nichten. Natürlich mit Sicherheitsabstand, falls ich noch ansteckend gewesen sein sollte. Ansteckend war auf jeden Fall das Lachen im Saal …

Raus aus dem Teich

Die Enten-Familie Mallard lebt an einem idyllischen Teich in New England, den Vater Mack unter gar keinen Umständen verlassen möchte, denn er wittert überall Gefahren. Doch als eine durchreisende Familie seiner Frau vom Überwintern in der Karibik vorschwärmt, möchte sich diese den Zugvögeln anschließen. Sie und die beiden Kinder überreden Mack, den langen Flug nach Jamaika anzutreten, bei dem natürlich so manches schiefgeht.

Mallard ist das englische Wort für Stockente und damit für die Gattung der Helden. So einfallslos wie die Namenswahl ist streng genommen auch die Story, die sich stark an Die Croods orientiert, in dem ebenfalls der Vater Angst davor hatte, die heimische Höhle zu verlassen und dann mit seiner Familie wilde Abenteuer erlebte.

Auch die Figurenzeichnung orientiert sich an den üblichen Standards, man könnte auch Klischees sagen: Der Vater Mack ist ein bisschen tollpatschig und forsch, seine Frau Pam hält die Familie zusammen und spricht am Ende immer das Machtwort, der Älteste ist ein kleiner Draufgänger, das Nesthäkchen vor allem niedlich. Doch insgesamt funktioniert die Dynamik der Familie, zu der sich noch ein schrulliger Onkel gesellt, sehr gut.

Wie es bei einer Story wie dieser zu erwarten ist, erleben die Helden eine Reihe von Abenteuern, von denen manche besser als andere sind. Da gibt es zunächst einen unheimlichen Zwischenstopp bei einem betagten Reiherpaar, von dem Mack annimmt, dass es sie fressen will. Dann landen sie in New York und legen sich mit einem Taubenschwarm an, bevor sie endlich auf den wahren Bösewicht des Films stoßen, einen Chefkoch, der für seine Ente à l’Orange berühmt ist.

Ein Höhepunkt des Films ist die überaus turbulente und witzige Befreiungsaktion eines gefangenen Paradiesvogels, der den Weg nach Jamaika kennt, aus der Wohnung des Kochs über seinem Restaurant. Wer schon immer Enten Salsa tanzen sehen wollte, kommt hier garantiert auf seine Kosten.

Obwohl vieles vorhersehbar ist und nicht alle Ideen zünden, überwiegt doch der positive Eindruck. Die Animation ist großartig und detailfreudig, mitunter sogar überbordend, das Tempo rasant, und vor allem der Humor kommt nicht zu kurz. Für die großen Zuschauer gibt es witzige Wortgefechte, die Kleinen amüsieren sich sicherlich eher über den reichlich vorhandenen Slapstick. Beides funktioniert gut und ergänzt sich prima. Was ein bisschen auf der Strecke bleibt, sind die großen Emotionen.

Alles in allem ein Film, den man getrost jedem empfehlen kann und bei dem die Zeit wie im Flug vergeht. So fängt das Kinojahr schon mal richtig gut an.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.