Es wird noch einmal spannend am letzten Starttag des Jahres. Gleich zwei Schwergewichte aus deutschen Landen buhlen um die Gunst der Kinozuschauer. Zwar passt „Der Medicus“ mit seinen Kostümschinkenqualitäten bestens in die Weihnachtszeit. Aber war es wirklich eine gute Idee, das schon lange abgedrehte, extrem teure und auch letzte Großprojekt der UFA Cinema gegen den neuen Film von Kassenmagnet Bully antreten zu lassen? Doch Bully Herbig macht es den „Medicus“-Machern einfach, denn er verabschiedet sich mit „Buddy“ vom bekannten Parodienschema seiner Filme hin zu einem klassischen, fast schon ernsthaften Komödienstoff mit romantischen Anklängen. Und so bleibt es nicht ganz unspannend, ob ihm seine alten Fans in die neuen Gefilde folgen werden, die Leserschaft des Medicus das Werk auch auf der Leinwand sehen will oder sich im ungünstigsten Fall beide Filme gegenseitig die Zuschauer wegnehmen und „Der Hobbit“ als lachender Dritter übrig bleibt?
Der Medicus
Ein Epos wie gemacht für die Weihnachtsfeiertage, um sich im Idealfall zusammen mit der Großfamilie für zweieinhalb Kinostunden ins mittelalterliche Persien entführen zu lassen. Auch die Leserschaft der Romanvorlage ist groß genug, um für volle Kinosäle zu sorgen. Und so wird diese Bestsellerverfilmung den direkten Zweikampf gegen Bullys Komödie gewinnen und auch über die kommenden Wochen für gut gefüllte Kinokassen sorgen.
Tolle Schauspieler und eindrucksvolle Bilder stehen einem Regisseur gegenüber, der keine Idee hat, wie er dem historischen Stoff einen halbwegs zeitgemäßen Dreh verpassen kann. So bedient Philipp Stölzl lediglich einmal mehr die seit den 1960er Jahren bereits verbrauchten Stereotypen des kajaldurchtränkten Sandalenepos, scheitert mit Anlauf in den wenigen komischen Szenen und liefert alles in allem einen gänzlich überraschungsfreien und daher recht schnell ermüdenden Kostümschinken ab.
Buddy
Machen die Fans Bullys Wandlung vom albern-überdrehten Comedian zum ernsthaften Komödiendarsteller mit und kann er zugleich neue Zuschauerschichten erschließen? Die geniale Promotion-Idee durch die Sitcom „Bully macht Buddy“ hat leider nur bedingt funktioniert, und so kann man nur hoffen, dass die Besucherzahlen nicht ganz so desaströs ausfallen werden wie bei den letzten beiden Bully-Auftritten in „Zettl“ und „Hotel Lux“.
Michael Bully Herbig ist nach einigen reinen Schauspieljobs wieder in seine Lieblingsrolle des kreativen Masterminds als Produzent, Autor, Regisseur und Darsteller zurückgekehrt. Und liefert eine gefühlvolle und fast gänzlich unklamaukige Komödie ab, bei der alles stimmt: Eine originelle Story mit witzigen Einfällen, eine bis in die Nebenrollen passende Besetzung und eine stilsichere, zum großen Auftritt strebende Inszenierung vereinen sich zu einem ebenso amüsanten wie gefühligen Kinospaß.