November

Der November gehört zu den besten Monaten, um ins Kino zu gehen, denn die Welt draußen wird langsam still und grau, das Wetter schmuddelig und nass, und bei einem Blick auf die aktuelle Lage in der Welt möchte man sich am liebsten ohnehin weit wegträumen. Tatsächlich bietet das Programm in diesem Monat reichlich Gelegenheit, seinem Alltag zu entfliehen, von bunten Popcornfilmen, über kuschelige Family Entertainment hin zu anregenden Arthausproduktionen. Ich denke, da ist für jeden was dabei.

In Frankreich war der Thriller Anatomie eines Falls ein Publikumshit, der Trailer sieht zwar etwas sperrig aus, macht aber immerhin neugierig.

Mit Dumb Money: Schnelles Geld kommt eine Komödie mit Robin-Hood-Faktor in die Kinos, in der sich einige Nerds mit der Wall Street anlegen.

The Marvels ist Eskapismus pur, und man darf gespannt sein, ob Disney damit tatsächlich die Kurve gekriegt hat und wieder Qualität abliefert oder ob Guardians of the Galaxy: Volume 3 nur ein Ausreißer war. Der Trailer macht jedenfalls Spaß.

Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes gehört zu jenen späten Fortsetzungen eines Franchises, die man vielleicht nicht unbedingt gebraucht hätte, die aber im besten Fall noch einmal den Geist der alten Reihe heraufbeschwören können. Wir werden sehen.

Cat Person ist ein weiterer Thriller, allerdings mit komödiantischem Einschlag über eine junge Frau und einen Stalker. Der Trailer verspricht eine schwarze Komödie, aber auch einen packenden Thriller mit überraschenden Wendungen.

Das Arthaussegment ist diesen Monat überdurchschnittlich stark vertreten und bietet mit The Quiet Girl eine berührende Geschichte aus Irland. Sieht sehr schön aus.

Wenn es einen Biggie in diesem Monat gibt, dann Ridley Scotts Napoleon. So einen epischen „Historienschinken“ hat es schon sehr, sehr lange nicht mehr im Kino gegeben, und man darf gespannt sein, ob dies wirklich das bildgewaltige Bio Pic ist, das der Trailer verspricht.

The Old Oak ist der neueste Film von Ken Loach, den wir bereits vorab sehen durften und gelungen fanden, ein zartes, melancholisches Plädoyer für Menschlichkeit.

In voller Blüte: Michael Caine hat gerade das Ende seiner Karriere verkündet, so dass dies sein letzter Film sein wird. Er spielt in diesem einfühlsamen Drama einen Weltkriegsveteran, der aus seinem Pflegeheim ausbricht, um zum 70. Jahrestags der Landung in der Normandie nach Frankreich zu reisen. Der Trailer ist warmherzig, witzig und typisch britisch.

Die Disney-Studios werden heuer bekanntlich 100 Jahre alt, und mit Wish haben sie sich und uns ein Geschenk gemacht, das an ihre größten Animationsklassiker anknüpft. Perfekt, um sich weit wegzuträumen.

Zum Jahresende trudeln auch die ersten Filme der Award-Season ein, wie dieses Bio Pic über Leonard Bernstein – Maestro.

Ich glaube, so eine große Auswahl an Filmen hatte ich schon seit vielen Monaten nicht mehr in meiner Übersicht. Mein Favorit dürfte Napoleon sein (passend dazu lese ich gerade ein sehr unterhaltsames Sachbuch über den Wiener Kongress), aber auch die anderen Filme tragen hoffentlich dazu bei, dass wir den grauen November und die Schrecken dieser Welt für eine Weile vergessen können. Wir sehen uns im Kino!

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.