No Way Out – Gegen die Flammen

Vor einigen Wochen ist bei uns die Serie Fire Country gestartet. Normalerweise bin ich kein riesiger Fan solcher „Heldenserien“, die als Polizisten, Sanitäter, Ärzte oder Feuerwehrleute in ihrem Job heldenhaft agieren, privat aber mit den gleichen Konflikten zu kämpfen haben wie der Rest von uns auch. Manche sind aber nicht schlecht, und einige wie z.B. Rescue Me habe ich sogar gern gesehen. Mit Fire Country bin ich aber nicht warm geworden, die Konflikte waren zu „seifenoperig“, zu vorhersehbar und uninteressant, die Action aber erstaunlich packend inszeniert, wenn man das schmale Budget bedenkt. Nach vier Folgen bin ich dennoch ausgestiegen.

Als auf der Liste der Filme, die demnächst bei Prime Video verschwinden, No Way Out auftauchte, dachte ich, dass dieser vielleicht das bessere Fire Country sein könnte, immerhin basiert die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, über die vor zehn Jahren auch in unserer Presse zu lesen war.

No Way Out – Gegen die Flammen

Eric (Josh Brolin) ist der Chef einer lokalen Feuerwehr, der es leid ist, bei größeren Einsätzen hinter den Elite-Einheiten zurückstehen zu müssen, die von weither kommen und seinen Rat in den Wind schlagen, obwohl er als Einheimischer besser die Gegebenheiten kennt. Daher will Eric seine Einheit in ein sogenanntes Hotshot-Team umwandeln. Unterstützung erhält er von seinem Vorgesetzten Duane (Jeff Bridges), aber um die nötige Qualifikation zu erreichen, muss die Einheit länger und härter arbeiten als bisher. Es werden auch neue Leute eingestellt, darunter Brendan (Miles Teller), der ein vorbestrafter Ex-Junkie ist und nach der Geburt seiner Tochter endlich wieder sein Leben auf die Reihe bekommen will.

Die Geschichte hat zwei Helden: Eric ist der Anführer der Gruppe, dessen erklärtes Ziel es ist, sie zu den besten Feuerwehrleuten des Landes zu machen, zur ersten Hotshot-Einheit einer Kommune, was ihm schließlich auch gelingt. Die zweite Hauptfigur ist Brendan, der viele schlechte Entscheidungen getroffen hat und nun für eine zweite Chance kämpft. Zwischen den beiden entsteht schnell eine besondere, Vater-Sohn-ähnliche Verbindung, die, was man erst spät erfährt, vor allem auf einer Gemeinsamkeit beruht, denn auch Eric war einst drogensüchtig und hat neu anfangen müssen. Amerikaner lieben solche Geschichten über zweite Chancen, und wie Brendan sich mühsam zurück ins Leben kämpft, ist solide erzählt und gut gespielt.

Zwangsläufig fallen alle anderen privaten Dramen dagegen ab. Die Autoren Ken Nolan und Eric Warren Singer bemühen sich, Erics Ehe mit Amanda (Jennifer Connelly) spannender zu gestalten, indem sie sie um die Frage ringen lassen, ob sie Kinder bekommen sollen oder nicht. Packend ist das allerdings nicht, und Connelly hat in diesem reinen Männerdrama eine recht undankbare Rolle, nur getoppt von Andie MacDowell, die noch weniger Screentime oder Dialog bekommt.

Über die anderen Figuren des Teams erfährt man ebenfalls nicht so viel, dass daraus eigenständige Charaktere entstehen würden. Manche sind Familienväter, andere zum ersten Mal aufrichtig verliebt, die meisten von ihnen sind in den Zwanzigern. Gerade Brendan hat anfangs bei ihnen einen schweren Stand, weil ihm nicht alle Kameraden wohlgesonnen sind, und ein Teil der Story handelt entsprechend von den üblichen Sticheleien und sogar Gemeinheiten, die das Beiprodukt der Teambildung sind. Das hat man schon häufiger gesehen, ist aber nicht schlecht erzählt, nur eben so unspektakulär wie es klingt.

Am spannendsten in diesem Genre sind die Einsätze der Feuerwehrleute, die von gefährlichen Situationen, heldenhaftem Einschreiten und Lebensgefahr handeln. Die Hotshots bekämpfen allerdings keine Häuser-, sondern Flächenbrände, und zu ihrer Arbeit gehört das Schlagen von Schneisen und das Legen von Gegenfeuern, was nicht sehr dramatisch ist. Auch ist die Regie von Joseph Kosinski bei weitem nicht so packend wie bei seinem späteren Hit Top Gun: Maverick. Es wirkt, als würde er mit gezogener Handbremse fahren.

Ein actiongeladenes Feuerwehr-Heldendrama ist No Way Out nicht, aber eine sensible Huldigung jener Männer, die 2013 bei der Bekämpfung eines Feuers ihr Leben ließen, nicht pathetisch, sondern realitätsnah, bodenständig und solide gespielt.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.