Das Gute am Predator-Franchise ist, dass es nicht von charismatischen Hauptfiguren als Bezugsfiguren abhängig ist und somit von Schauspielern, die irgendwann anfangen, lästige Forderungen nach mehr Geld und Einfluss zu stellen und somit die Produktionskosten in die Höhe treiben. Stattdessen leben die Filme von ihrem immergleichen Bösewicht bzw. einem Alien-Monster mit intergalaktischem Jagdschein, das die meiste Zeit des Films über unsichtbar ist.
Auf diese Weise lassen sich das Auftauchen des Monsters in verschiedenen Epochen rechtfertigen, aber auch Crossover wie Alien versus Predator ermöglichen. Spannend fände ich in diesem Zusammenhang Asterix und Obelix versus Predator, aber darauf kann ich wohl lange warten. Immerhin habe ich mir nun endlich auf Disney+ Predator versus Indianer angesehen, besser bekannt als:
Prey
1719 in den Great Plaines: Naru (Amber Midthunder) ist eine junge Frau aus einem Stamm der Komantschen, die sich unbedingt als Jägerin beweisen möchte, doch die Männer und allen voran ihr Bruder Taabe (Dakota Beavers) nehmen sie nicht ernst. Doch Naru setzt sich durch – und wird bald mit einem gefährlichen Gegner aus dem All konfrontiert …
Wenn man darüber nachdenkt, ist es eine höchst unfaire Konstellation: Auf der einen Seite eine junge, unerfahrene Frau mit Pfeil und Bogen bzw. einer Axt, auf der anderen ein fast doppelt so großer geübter Kämpfer mit Kampfanzug, der ihn unsichtbar werden lässt, High-Tech-Waffen, elektronischer Zielerfassung und Wärmebildkamera. Wenn schon ausgebildete Eilte-Soldaten kaum eine Chance gegen einen Predator haben, wie steht es dann um eine zarte, aber zähe Steinzeitkriegerin?
Alle Predator-Filme variieren das uralte Thema David gegen Goliath und beweisen immer wieder, dass man mit Cleverness, Einfallsreichtum und den richtigen Instinkten technische und körperliche Überlegenheit mehr als wettmachen kann. So weit, so wenig überraschend, dass auch das Drehbuch von Patrick Aison, Jim Thomas und Regisseur Dan Trachtenberg diesen ausgetretenen Pfaden folgt. Der Kampf scheint von Anfang aussichtslos, verlangt den Helden immense Opfer ab, aber am Ende unterliegt der Predator trotz seiner Überlegenheit, weil seine Gegner ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.
Ungewöhnlich ist diesmal vor allem das Setting in der amerikanischen Wildnis. Auch die Umstände sind andere, die Helden aufgrund ihrer primitiven Bewaffnung leichte Opfer. Zunächst sieht der Predator weniger in ihnen als vielmehr in den heimischen Wildtieren die gefährlichsten Angreifer, und so müssen eine Klapperschlange, ein Wolf und sogar ein Bär daran glauben. Bis es zur ersten Konfrontation mit einem Menschen und damit zum Beginn der großen Jagd kommt, vergeht eine Stunde.
Überraschenderweise ist diese Zeit mindestens ebenso spannend und unterhaltsam wie der Showdown inszeniert. Ich hätte sogar gut und gerne auf den Predator verzichtet, weil der alltägliche Kampf ums Überleben in der Wildnis mit Löwen, Bären und der Jagd auf Wild ungemein packend dargestellt ist. Die Geschichte ist zwar recht episodisch aufgebaut, sorgt aber dafür, dass die Herausforderungen für die Heldin immer größer werden.
Auf der Strecke bleibt ein zentrales Thema oder eine Botschaft, die über den reinen Kampf ums Überleben hinausreichen würde. Mit dem Auftauchen einer französischen Gruppe Trapper wird die kommende Konfrontation zwischen Ureinwohnern und europäischen Eindringlingen zwar schon vorweg genommen, aber noch scheint die Welt für die Indianer weitgehend in Ordnung zu sein.
Alles in allem ein ungemein spannender, actionreicher Film, solide gemacht, ohne Längen oder Peinlichkeiten.
Note: 3+