Nachdem wir Montag und Dienstag jeweils rund 15 Kilometer gelaufen waren, brauchten wir eine kleine Pause. Wir starteten erst gegen Mittag zu einer Foodtour, die eine australischen Cousine bei einem Landsmann, den sie noch aus Sydney kennt, für uns gebucht hat. Ben ist ein ehemaliger Anwalt, der seit einigen Jahren Sandwich-Touren durch New York anbietet und sich ausgiebig mit dieser Materie beschäftigt hat. Rein zufällig sind auch zwei gute Freunde von uns für eine Woche in New York und haben sich spontan angeschlossen. Hätten wir das geplant, hätten wir das niemals hinbekommen.
Unser Exkurs begann in einer französischen Bäckerei (Le petit Parisien), wo wir darüber nachdachten, was ein Sandwich definiert. Ist es nur eine leckere Füllung zwischen zwei dünnen Brotscheiben? Ist dann ein Hot Dog ein Sandwich? Oder ein Burrito? Was ist mit einem Baguette, das nicht ganz durchgeschnitten ist und dann gefüllt wird, oder einem offenen Sandwich? Darf man ein Eis-Sandwich als Sandwich bezeichnen oder ein gefaltetes Stück Pizza? Ben hat eine Menge interessanter Fragen gestellt, und schon bald entbrannte eine angeregte Diskussion darüber, was ein Sandwich genau ausmacht.
Zu essen gab es bei unseren insgesamt drei Stopps auch: Zuerst ein Baguette mit Schinken, Camembert und Gürkchen, dann im Bagelshop Black Seed einen offenen Bagel mit Frischkäse, Baconstückchen, Knoblauch und kleinen Tomaten und zuletzt in einer winzigen Bottega einen Pho-Wrap, der die berühmte vietnamesische Suppe in einen Snack überführt hat. Letzteres war mein persönliches Highlight, aber alle waren exzellent, und Ben hat uns auf überaus unterhaltsame Weise das Wesen des Sandwiches und die Geschichte des East Village nahegebracht.
Falls es jemanden interessiert, ein Gericht in Massachusetts hat vor etlichen Jahren definiert, was ein Sandwich ist (zumindest in diesem Bundesstaat), und sich auf die konventionelle Definition berufen, nach der zwei Brotscheiben mit Belag gewöhnlich als Sandwich angesehen werden. Ein Burrito ist also kein Sandwich. Hätten wir nun auch geklärt. Aber im Grunde spielt es keine Rolle, wie man das nennt, was auf dem Teller liegt, solange es gut schmeckt.
Nach der Foodtour spazierten wir noch gemütlich zum Washington Square, und wen haben wir unterwegs plaudernd in einem Café gesehen? Die Prostituierte vom Vortag, diesmal allerdings vermutlich außer Dienst. New York ist ein Dorf. Vom Washington Square ging es dann wieder zurück zum Hotel. Die Temperaturen waren zwar gemäßigter als am Vortag, dafür brannte unentwegt die Sonne auf uns herab, was dazu führte, dass wir ziemlich müde waren. Ein Nickerchen ließ sich nicht vermeiden, und am Abend waren wir dann wieder mit der Familie zum Essen verabredet.
Junior’s ist eine Institution in New York und gilt vielen als die Heimat des besten New York Cheesecake. Ein Muss also. Wie Katz’s weist die Speisekarte des Restaurants, das am Time Square gleich zweimal vertreten ist, eine Menge jüdischer Gerichte auf. Unsere Exkursion am Mittag hat offenbar Spuren hinterlassen, denn ich habe mir ein Pastrami- und Mark G. sich ein Tuna-Sandwich bestellt, die beide recht groß waren. Beide waren lecker, die Portion ein bisschen größer als bei Katz’s, mindestens genauso gut (und deutlich günstiger). Sogar das Brot war um einiges besser. Auch der Käsekuchen konnte sich sehen lassen, war für meinen Geschmack aber etwas zu fest und nicht cremig genug.
Am Tisch entbrannte eine Diskussion über den besten Milk Shake. Mark G. hatte einen mit Erdbeeraroma, der mir zu süß und eine Spur zu künstlich geschmeckt hat, aber beeindruckend aussah. Eine Spezialität ist der Egg Creme Milk Shake, den es wahlweise mit Vanille oder Schokolade gibt und der nicht, wie ich irrtümlich annahm, etwas mit einer Eiercreme oder gar Eierlikör zu tun hat, sondern aus einem kleinen Teil Sirup besteht, der mit Milch vermischt und mit Seltzerwasser aufgefüllt wird. Klingt für mich nicht sonderlich appetitlich. Und solchermaßen endete dieser ungemein kulinarisch geprägte Tag für uns.