Jeder spricht vom Tod der Schauspiel-Legende Peter O’Toole – und das zurecht. Aber am vergangenen Wochenende ist auch noch der Schauspieler; Produzent und Regisseur Tom Laughlin im Alter von 82 Jahren gestorben. Sicherlich werdet Ihr Euch jetzt alle fragen, wer zum Teufel Tom Laughlin ist und ich will es Euch gerne erzählen…
Fälschlicherweise wird noch heute behauptet, dass Der weiße Hai (1975) oder Krieg der Sterne (1977) die Geburtsstunden des modernen Blockbusters darstellen – doch dem ist nicht so. Denn diese Phase hat Tom Laughlin ein bisschen früher eingeleitet.
Tom war ein eher erfolgloser Schauspieler und ein noch erfolgloserer Regisseur, als er für das Exploitation Studio AIP (für das auch Roger Corman in den 60er Jahren arbeitete) den Biker Film Born Losers (Engel der Hölle, 1967) inszenierte und mit seiner Frau Delores Taylor für $400.000 produzierte. Er übernahm die Hauptrolle des Billy Jack. Der Film traf den Endsechziger Zeitgeist und wurde ein voller Erfolg und spielte inklusive Wiederaufführungen $36 Mio. ein (inflationsbereinigt heute etwa $185 Mio.).
Kein Wunder also, dass Laughlin sofort an einem Sequel arbeitete. Diesmal übernahm seine Ehefrau (mit der er übrigens fast 60 Jahre verheiratet war) die weibliche Hauptrolle, das Budget betrug $800.000 und Warner Bros. sprang als Verleiher ein, nachdem er sich weigerte, für AIP den Film umzuschneiden. Doch der Erfolg des Sequels war ihm nicht gut genug. Vom Start im Mai 1971 bis Ende 1972 wurden etwa $29 Mio. eingenommen (inflationsbereinigt $144 Mio.), und Laughlin beschwerte sich bitterlich über die in seinen Augen schwache Werbekampagne und halbherzige Vermietung von Seiten des Verleihs.
Er verklagte das Studio, holte sich die Rechte an Billy Jack zurück und begann, den Film in Eigenregie wiederaufzuführen. Und hier beginnt Phase I des modernen Blockbustertums. In jedem Markt wurde die WA von einer lokalen TV-Kampagne begleitet und in so gut wie jedem Kino am Platze vermietet. Die Strategie war ein voller Erfolg – bis Ende 1974 lag das Einspiel bei $93 Mio., und eine weitere WA 1976 schraubte das Box Office auf $98 Mio. hoch – inflationsbereinigt ($456 Mio.) gehört Billy Jack also zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.
Für das nächste Sequel The Trial of Billy Jack (kein dt. Start) ging Laughlin einen Schritt weiter. Phase II war die Geburt des modernen Blockbusterstarts. Statt das Threequel Markt für Markt zu starten buchte er landesweit Kinos im Eigenverleih, insgesamt ging die $2,5 Mio.-Produktion mit 1.300 Kopien an den Start, zudem wurde TV-Werbung zum ersten Mal auch bei den überregionalen Sendern gebucht. Obwohl der Film in der Off-Season gestartet wurde (am 13. November 1974), brach er mit $7 Mio. den Startrekord von Der Pate.
Ein halbes Jahr später war Columbia das erste Major Studio, das einen Film ebenfalls in über 1.000 Kinos startete: Den Charles Bronson-Film Breakout (Der Mann ohne Nerven). Interessanterweise wurden die Filme, die angeblich das Blockbustermodell darstellen, nämlich Der weiße Hai und Krieg der Sterne, nur in 465 bzw. 32 Kinos gestartet…
Nachdem The Trial of Billy Jack etwa $52 Mio. eingespielt hat (inflationsbereinigt $223 Mio.), gab es 1977 mit Billy Jack Goes to Washington eine weitere Fortsetzung, die allerdings aus unerfindlichen Gründen so gut wie gar nicht in den Kinos gezeigt wurde. Ein fünfter Film der Serie wurde Mitte der 80er Jahre zum Teil gedreht, aber nie fertig gestellt.
Tom Laughlins Billy Jack-Karriere war zu Ende, und so versuchte er sich als Präsidentschaftskandidat bei den Wahlen 1992, 2004 und 2008.
Und Ihr wisst jetzt, wer Tom Laughlin war…