Nur noch elf Tage bis Weihnachten, und ich habe immer noch kein Geschenk. Vielleicht stellt sich nur deshalb noch keine Torschlusspanik ein, weil ich immerhin weiß, was ich wem schenken will, und die Sachen nur noch besorgen bzw. herstellen muss. Also kann ich mich entspannt zurücklehnen, einen Tee trinken und selbstgebackene Plätzchen knabbern, während ich mir einen Film ansehe…
Die fantastische Welt von Oz
Oz (James Franco) ist ein Zauberer, der mit einem Zirkus durch das Amerika des frühen 20. Jahrhunderts reist. Eines Tages flieht er vor einem gehörnten Ehemann und gerät mit seinem Ballon in einen Wirbelsturm, der ihn in eine fremde Welt bringt – die zufällig seinen Namen trägt. Dort gerät er in den Kampf dreier Hexen. Auf der einen Seite stehen die Schwestern Theodora (Mila Kunis) und Evanora (Rachel Weisz), auf der anderen Glinda (Michelle Williams), und Oz gerät zwischen die Fronten, als man ihn für den prophezeiten Zauberer hält, der den Thron des Reiches besteigen wird – er selbst ist allerdings zunächst nur an der Schatzkammer interessiert…
Als Kind habe ich Der Zauberer von Oz gesehen, kann mich allerdings nicht mehr an viel erinnern. Gefallen hat er mir nur bedingt, was an den Musical-Einlagen liegt, mit denen ich als Kind nicht wirklich etwas anfangen konnte. Die Vorstellung, dass Menschen ihre gewohnten Tätigkeiten unterbrechen, um plötzlich zu singen und zu tanzen, erschien mir immer ein wenig grotesk. Man stelle sich vor, an der Bushaltestelle würden die Leute auf einmal anfangen zu trällern… Außerdem verlangsamen diese Szenen in der Regel die Geschichte, und die Musik gefiel mir auch nur in den seltensten Fällen.
Später las ich zwar nicht das Buch von L. Frank Baum, aber immerhin einen der dreizehn Folgeromane. Leider habe ich daran noch weniger Erinnerungen, was entweder etwas über die Qualität der Geschichte oder über mein Gedächtnis sagt. Dass Sam Raimi aber für seinen Film weder das Original von 1939 neu aufgelegt (vermutlich aus Angst davor, sich an einem der großen Klassiker zu messen), noch ein Remake der Fortsetzung von 1985 (Oz – Eine fantastische Welt) gemacht, noch sich an einen der unverfilmten Romane gehalten hat, sagt vielleicht doch etwas über deren Aktualität und Beliebtheit aus. Möglicherweise sind diese Geschichten ungefähr hundert Jahre nach ihrer Entstehung auch nicht mehr zeitgemäß.
Dies ist die Vorgeschichte von Der Zauberer von Oz, dessen Titel aber auch an die Fortsetzung erinnert. Baum selbst hat sich angeblich mit Angaben zum Werdegang des Mannes hinter den Kulissen immer sehr zurückgehalten, was natürlich die Fantasie der Filmemacher reizt, genau zu ergründen, was für ein Mensch dieser Zauberer, der eigentlich gar nicht zaubern kann, sein könnte und welches Schicksal ihn nach Oz verschlagen hat. Die Geschichte, die sich Mitchell Kapner und David Lindsay-Abaire ausgedacht haben, ist in sich rund und unterhaltsam. Der leicht nostalgische Look des Films orientiert sich stark an das Judy Garland-Abenteuer, erinnert teilweise aber auch an Tim Burtons Alice im Wunderland.
Einige bekannte Gestalten aus Der Zauberer von Oz wie Glinda (Michelle Williams ist wie immer zauberhaft), die Munchkins oder die geflügelten Affen tauchen auch auf. James Franco spielt den draufgängerischen, aber auch ziemlich eitlen Jahrmarktszauberer, der nur widerwillig zu einem besseren Menschen wird, mit routiniertem Charme. Allerdings will der Film auch keine tiefgründige Charakterstudie abliefern, sondern einfach nur unterhalten – und das gelingt ihm auf eine angenehm altmodische Art und Weise.
Note: 3