Der Film ist einer der erfolgreichsten Horror-Thriller der letzten Zeit, doch irgendwie fehlte uns immer die Zeit, ihn im Kino anzuschauen. Daher waren wir froh, als wir ihn auf unserer USA-Reise noch Ende August in einem Kino in Colorado City nachholen konnten. Leider nicht in Denver, wo wir eine Woche zuvor waren und wo die Handlung angesiedelt ist.
The Black Phone – Sprich nie mit Fremden
1978 verschwinden immer wieder Jungen im Norden von Denver. Finney (Mason Thames) und seine Schwester Gwen (Madeleine McGraw) sind deswegen wie alle Anwohner besorgt, besonders, als ein Freund von Finney zu den Opfern zählt. Doch sie haben auch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen: Finney wird in der Schule gemobbt, und ihr Vater (Jeremy Davies) schlägt sie, vor allem Gwen, weil sie visionäre Träume wie ihre Mutter hat, die sich deshalb das Leben nahm. Als eines Tages auch Finney vom „Grabber“ (Ethan Hawke) entführt wird, versucht Gwen, ihn mittels ihrer Gabe aufzuspüren. Gleichzeitig kämpft Finney um sein Leben – und erhält dabei Hilfe von unerwarteter Seite.
Es ist schwierig, über den Film zu schreiben, ohne dabei allzu viel von seinem Inhalt zu verraten. Andererseits hat der Trailer genau das bereits getan, weshalb ich – neben dem Zeitmangel – etwas gezögert habe, ihn mir anzusehen. Der übernatürliche Twist, der mit dem Titel zusammenhängt, sollte eigentlich nicht zu früh preisgegeben werden.
Kennt man den Trailer, kennt man praktisch die gesamte Geschichte, denn das Drehbuch von Regisseur Scott Derrickson und C. Robert Cargill orientiert sich an den gängigen Plotmustern des Genres. Trotz dieser Vorhersehbarkeit ist das Resultat doch erstaunlich spannend, was an der gekonnten Inszenierung liegt, die das Beste aus dem Buch herausholt.
Die Vorlage stammt von Stephen King-Sohn Joe Hill, der sich schon immer eng an den Erzählmustern seines Vaters orientiert hat. Auch hier geht es um einen kindlichen Protagonisten, der in Gefahr gerät, übernatürliche Elemente und einen sinisteren Gegenspieler, der sich hinter einer gruseligen Maske verbirgt. Wer Es mochte, kommt mit Sicherheit hier voll auf seine Kosten.
Ein Geschmäckle hinterließ bei mir jedoch das Ende, das zwar gelungen und erstaunlich emotional ist, aber eben auch brutal. Angesichts der Tatsache, dass Finneys Leben von Gewalt durchzogen ist, hätte man sich einen anderen Ausgang gewünscht. So wird die Botschaft vermittelt, dass ein echter Mann auch mal zuschlagen muss, und die Tatsache, dass das 1978 noch völlig in Ordnung war, sollte keine Ausrede für einen Film aus dem Jahr 2022 sein.
Alles in allem ein spannender Thriller mit übernatürlichen Elementen, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber ungemein unterhaltsam ist.
Note: 2-