Avatar – Aufbruch nach Pandora

Ursprünglich hatte ich geplant, den Beitrag Pandora revisited zu nennen, bin dann aber doch bei dem Filmtitel geblieben, um nicht zu verwirren. Als vergangenen Dezember die lang erwartete Fortsetzung startete, waren viele Leute skeptisch, ob er nach all der Zeit noch einmal so gut funktionieren würde. Dass der Film ein Erfolg werden würde, war klar, aber dass die Besucherzahlen beinahe an den ersten Teil heranreichen würden, hat mich doch überrascht.

Persönlich muss ich sagen, dass mir die Wartezeit nicht so lang vorkam und ich auch nie traurig war, wenn James Cameron die Filme um ein oder mehrere weitere Jahre verschoben hat, weil ich den ersten Teil nicht in allzu guter Erinnerung hatte. Das lag in erster Linie am 3-D-Effekt, der mir damals nicht bekommen ist: Nach der Sichtung des Films hatte ich heftige Kopfschmerzen. Dennoch war ich überrascht, als ich mir meine damalige, sehr kurze Kritik noch einmal durchgelesen habe (ich stelle sie ans Ende des Beitrags), denn ich habe dem Film eine 2- gegeben. Und dabei bleibe ich.

Avatar – Aufbruch nach Pandora

Marine Jake Sully (Sam Worthington) hat gerade seinen Zwillingsbruder verloren und hadert zudem mit seiner Querschnittslähmung, als er ein Angebot erhält, das er nicht ablehnen kann. Sein Bruder war Teil des Avatar-Programms auf dem fernen Mond Pandora, und Jake kann aufgrund der gleichen DNS in seine Fußstapfen treten. Die leitende Wissenschaftlerin Dr. Augustine (Sigourney Weaver) ist davon jedoch alles andere als begeistert, denn Jake fehlt der nötige ethnologische Background, und die beiden geraten nach Jakes Ankunft auf Pandora sofort aneinander. Der militärische Leiter der Bergbaumission, Colonel Miles Quaritch (Stephan Lang) ist jedoch von der Idee begeistert, Jake bei den Einheimischen einzuschleusen, um alles über ihr Land, ihre Bräuche und vor allem ihre Verteidigungsfähigkeiten zu erfahren.

Vor etlichen Jahren haben Mark G. und ich in Las Vegas an einer Präsentation von James Cameron teilgenommen, der uns Filmmaterial mit erhöhter Framerate vorstellte, damals eine absolute Neuheit. Wir waren trotz der gestochen scharfen Auflösung nicht begeistert, weil die Bilder flach und ohne Tiefenschärfe wirkten, eher wie ein Videogame. Seine Ankündigung, die Avatar-Fortsetzungen mit dieser Technik zu drehen, klang für mich eher wie eine Drohung.

Auch bei der Wiederaufführung von Avatar bin ich mit dem Bildmaterial nicht zufrieden. Es sieht immer noch wie ein Videospiel aus, wenn auch wie ein sehr gut gemachtes. Die Welt von Pandora wirkt zu künstlich, die Figuren erinnern an Cartoonfiguren, und nicht alle Wesen sind wirklich gut animiert. Aber der Film ist inzwischen auch dreizehn Jahre alt, und mit der Zeit gewöhnt man sich an den Look. Im Anschluss wurde noch eine Szene aus dem zweiten Teil präsentiert, die ungleich besser aussah. Zumindest in dieser Hinsicht hoffe ich, dass mir die Fortsetzung besser gefallen wird.

Ansonsten kann ich nur meine Kritikpunkte von damals wiederholen: Die Story ist arg vorhersehbar und orientiert sich an verschiedenen Neo-Western mit einem gehörigen Schuss Ethnokitsch. Cameron versucht sich an Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, schafft es aber nicht, einen glaubwürdigen Bogen zur Gegenwart zu schlagen, und auch die ökologischen Aspekte verschwinden bisweilen unter pantheistischem und metaphysischem Schwulst. Originell ist das alles nicht, und auch die handelnden Figuren werden eher oberflächlich geschildert.

Von einigen Längen, vor allem in der ersten Hälfte abgesehen, macht der Film jedoch auch heute noch Spaß. Vor allem das letzte, actionreiche Drittel ist gut gelungen, so dass man am Ende mit der Story versöhnt ist. Etwas mehr Emotionen und weniger Pathos wären jedoch wünschenswert gewesen. Vielleicht sind die Fortsetzungen ja diesbezüglich besser geschrieben, auch wenn ich es nicht erwarte.

Note: 2-

Und hier noch meine Kritik von 2010:

Avatar – Aufbruch nach Pandora

Nach dem Tod seines Zwillingsbruders hat Sully (Sam Worthington) die Chance, an dessen Stelle am Avatar-Programm zur Erforschung des Planeten Pandora teilzunehmen. In der Gestalt eines Ureinwohners soll der Querschnittsgelähmte die Sitten und Gebräuche der vermeintlichen Primitiven erforschen – und für das Militär nach einer Schwachstelle in ihrer Verteidigung suchen, denn das Volk der Na’vi sitzt auf ungeheuren Bodenschätzen …

Viele haben auf James Camerons ersten Spielfilm seit Titanic gewartet wie auf die Wiederkehr Christi, für die meisten hat sich die lange Wartezeit gelohnt, und sein neuester Streifen bricht auch alle Rekorde an den Kassen. Die Bilder vom Planeten Pandora sind wunderschön und äußerst beeindruckend ausgefallen, dank neuentwickelter Kameras und ausgeklügelter Computertechnik. Es wäre nur wünschenswert gewesen, wenn Cameron genauso viel Zeit und Mühe auf das Drehbuch verwandt hätte. Die Geschichte von den edlen Wilden, die der menschlichen Profitgier zum Opfer fallen, hat man schon so oft gesehen, dass die Handlung des Films so vorhersehbar ist wie der Fahrplan der Bahn. Die Charaktere sind klischeehaft und verfügen über keinerlei Tiefe, die Wandlung des Helden vom Söldner und Spitzel hin zum Ökokrieger vollzieht sich ohne großen inneren Konflikt. Ärgerlich oder schlecht ist das alles zwar nicht, nur lässt einen die Geschichte vollkommen kalt – bis auf das Ende, das sogar für die Längen der ersten Hälfte entschädigt. Der Film ist in der Tat ein Meisterwerk, aber leider nur ein kühl kalkuliertes Meisterwerk der Filmtechnik.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.