Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre kam es zu einem Umbruch in der amerikanischen Filmindustrie und zur Geburt des New Hollywood. Die Filme wurden härter, pfiffen auf die bisherigen Regeln und brachen Tabus. Oft waren Außenseiter die Helden, wie in Bonnie und Clyde oder Easy Rider, oder es kam zu ungewöhnlichen Paarungen wie in Die Reifeprüfung oder Harold und Maude, die der Gesellschaft den Spiegel vorhielten. Die Inszenierungen waren weniger glamourös, dafür realitätsnäher und mitunter pseudo-dokumentarisch.
Einer der großen Stars jener Zeit war Steve McQueen, der als Inbegriff von Coolness und Wagemut das große Vorbild der jungen Männer und der Traumprinz der Damenwelt war. Abgesehen von Papillon und Die glorreichen Sieben kann ich nicht behaupten, je einen seiner Filme gesehen zu haben. Aber nun ergab sich die Gelegenheit, einen weiteren Klassiker nachzuholen.
Getaway
Als Doc McCoys (Steve McQueen) Versuch, seine langjährige Gefängnisstrafe in Bewährung umzuwandeln, erneut scheitert, bittet er den einflussreichen Jack Benyon (Ben Johnson) um Hilfe. Dieser holt ihn tatsächlich aus der Haft, verlangt im Gegenzug dafür jedoch, dass McCoy eine Bank für ihn ausraubt. Seine Frau Carol (Ali MacGraw) hilft ihm dabei, doch die beiden von Benyon ausgesuchten Komplizen Frank (Bo Hopkins) und Rudy (Al Lettieri) vermasseln alles, als sie einen Wachmann erschießen und das Ehepaar dann noch um die Beute bringen wollen.
Jim Thompson war ein Schriftsteller, der sich vor allem dem Noir-Krimi verschrieben hatte, und ein Drehbuchautor, der unter anderem Kubricks Wege zu Ruhm verfasste. Wirklich erfolgreich war er nicht, erst in der Spätphase seines Lebens brachte ihm die Verfilmung von Getaway ein wenig Ruhm ein, er starb jedoch bereits fünf Jahre später. Die Adaption des Romans übernahm Walter Hill, der zu jener Zeit noch vor allem als Regieassistent arbeitete (u.a. bei den Steve McQueen-Produktionen Bullitt und Thomas Crown ist nicht zu fassen) und zuvor nur ein weiteres Drehbuch verfasst hatte. Vielleicht erklärt seine Unerfahrenheit die vielen Patzer, die die Geschichte hat.
Bis die Story an Fahrt aufnimmt, vergeht eine ganze Weile, in der wir den monotonen und eindrucksvoll inszenierten Gefängnisalltag McCoys erleben und wie er es schafft, wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Die Art, wie Regisseur Sam Peckinpah dies und das erste, verhaltene Wiedersehen des Ehepaars erzählt, das in einem deutlichen Kontrast zu den zärtlichen Erinnerungen des Helden steht, ist großartig und kann über einige kleinere Längen hinwegtäuschen.
Auch der Banküberfall ist spannend und solide in Szene gesetzt, aber hier schleichen sich bereits die ersten Ungereimtheiten ein. Es gibt immer wieder Momente in der Geschichte, in denen man sich fragt, was zum Teufel sich Walter Hill dabei gedacht hat. Vielleicht waren einige Patzer aber auch schon im Roman angelegt, und er hat sich nicht die Mühe gemacht, sich etwas Besseres auszudenken. Getaway ist aber nicht nur ein harter Thriller, der von einem Banküberfall und der Flucht des Paares erzählt, sondern auch ein Ehedrama, in dem das Verhältnis der lange voneinander getrennten Partner neu verhandelt werden muss. Im Ansatz ist das gut gemacht, nur leider nicht wirklich konsequent erzählt.
Sowohl das unausgereifte Drama als auch die Logikfehler gehen in erster Linie auf Schwächen in der Figurenzeichnung zurück und trüben entsprechend das Filmvergnügen. Dennoch gibt es immer wieder einige packende Momente, die eindringlich inszeniert sind, darunter auch das bleihaltige Finale. Doch angesichts der Tatsache, dass es sich hier um einen der Klassiker des Genres handelt, hätte man etwas mehr erwarten dürfen.
Note: 3-