Manchmal kommt es anders, als man denkt. Ursprünglich hatte ich geplant, meine üblichen Blog-Beiträge wieder aufzunehmen, nachdem wir im Oktober aus den USA zurückgekehrt waren, aber dann kam es schon während unseres Urlaubs zu Verzögerungen. Da Mark G. zu jedem Beitrag auch ein YouTube-Video veröffentlichen wollte, deren Herstellung aber enorm viel Zeit kostet, hinkten wir bereits nach wenigen Wochen mit unserem Zeitplan hinterher. Nach unserer Rückkehr wurde es leider nicht besser, weil sehr viel Arbeit liegengeblieben war und neue Aufgaben auf uns warteten. Und dann kam, wie immer völlig überraschend, Weihnachten.
Aber jetzt ist jeder Beitrag des Reiseblogs online, die Münchner Filmwoche liegt auch hinter uns, also starten wir endlich durch. Es gibt sogar eine Änderung zum bisherigen Veröffentlichungsmodus: Statt von Montag bis Mittwoch erscheinen meine Beiträge künftig von Mittwoch bis Freitag (mit Ausnahme von Feiertagen).
Den Anfang macht ein Film, den ich im Flugzeug gesehen habe, was in der Regel keine gute Idee ist: Der Monitor ist klein, das Bild beschnitten, und die Hintergrundgeräusche lenken einen zu sehr ab. Andererseits hat man, vor allem auf Langstreckenflügen, eine Menge Zeit totzuschlagen und immer nur zu lesen ermüdet auch. Ich halte es meistens so, dass ich mir Produktionen anschaue, die ich ansonsten wahrscheinlich nicht gesehen hätte, die mich aber irgendwie dennoch interessieren.
Morbius
Zeit seines Lebens leidet Dr. Michael Morbius (Jared Leto) an einer seltenen Blutkrankheit. Dank seines reichen Jugendfreundes Milo (Matt Smith), der das gleiche Schicksal teilt, ist er in der Lage, ausgiebig auf diesem Gebiet zu forschen. Einen Durchbruch erzielt er jedoch erst, als er mit Vampirfledermäusen experimentiert. Um seine Forschung abzukürzen, lässt er sich von seiner Kollegin Dr. Martine Bancroft (Adria Arjona) ein Serum injizieren, das ihn heilt und ihm sogar übermenschliche Kräfte verleiht, jedoch mit dem entscheidenden Nachteil, dass es ihn nun nach Blut gelüstet …
Nach Venom bekommt nun also Morbius als einer der vielen Spider-Man-Gegner seinen eigenen Film. Ob es nun eine gute Idee war, ausgerechnet einen Vampir auszuwählen, sei dahingestellt, als Gegenspieler kann man sich Morbius jedenfalls gut vorstellen. Durch seine tragische Vergangenheit – ein Waisenkind, das schwer krank ist – fällt es zudem leicht, Sympathie für ihn zu entwickeln. Morbius ist kein verrückter Wissenschaftler, der nach der Weltherrschaft strebt, sondern ein mitfühlender Arzt, der in erster Linie versucht, selbst am Leben zu bleiben. Dass er dafür Grenzen überschreitet, kann man verstehen.
Die Kritiken waren jedoch alles andere als wohlwollend, und schon kurz nach dem Start setzte dem Film dann noch schlechte Mundpropaganda zu. Dabei gibt es auf den ersten Blick gar nicht viel an ihm auszusetzen. Das Drehbuch von Matt Sazama und Burk Sharpless ist solide und folgt den bekannten dramaturgischen Regeln. Die Regie von Daniel Espinosa setzt auf große Schauwerte, harte Kämpfe und kann insgesamt überzeugen. Und auch die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank gut.
Das Problem ist nur, dass einen der Film vollkommen kalt lässt. Die Zutaten für eine gelungene Comicverfilmung sind gegeben, aber es fehlt die Liebe, mit der sie zusammengerührt werden. Die Autoren arbeiten sich an ihrer Checkliste ab, ohne sich große Mühe zu geben, einen Funken Originalität zu versprühen, und auch der Humor ist bestenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden. Espinosa geht mit großer Professionalität an die Umsetzung heran, doch seine Arbeit wirkt flach und austauschbar und leider wenig spannend. Auch die Darsteller geben sich nicht gerade viel Mühe, ihren Figuren ein Eigenleben zu verleihen. Das Resultat ist ein Werk, das man sich anschauen kann, ohne auch nur einmal überrascht zu werden, man ärgert sich nicht, was mehr ist, als man über andere Filme aus dem MCU sagen kann (mehr davon am Freitag), aber man ist auch nicht begeistert.
Schlecht ist Morbius nicht, aber gut gemeint ist leider nicht gut gemacht.
Note: 3-