Irgendwie kommt man in diesem Jahr an Fack ju Göhte nicht vorbei. Türkisch für Anfänger habe ich nicht gesehen, weil ich die Serie kannte und irgendwie nie die Zeit oder Lust aufbringen konnte, mir dasselbe noch einmal als Film anzuschauen. Aber Bora Dagtekin hat ein Gespür für witzige Dialoge, und deshalb war ich neugierig, wie die deutsche Antwort auf Bad Teacher aussieht.
Fack Ju Göhte
Zeki Müller (Elyas M’Barek) kommt nach 13 Monaten aus dem Gefängnis frei und will sich die Beute aus seinem Banküberfall holen. Leider hat seine unterbelichtete Freundin diese auf einem Schulhof vergraben, genau dort, wo nun ein Gebäude steht. Bei dem Versuch, als Hausmeister in der Schule anzuheuern, kommt es zu einer Verwechselung, und die Direktorin (Katja Riemann) stellt Zeki als Aushilfslehrer an. Seine neue Kollegin Schnabelstedt (Karoline Herfurth) kommt ihm allerdings auf die Schliche und erpresst ihn: Zeki muss ihre renitente Klasse übernehmen, sonst lässt sie ihn auffliegen. Mit seinen unorthodoxen Methoden erreicht der Lehrer wider Willen allerdings ganz Außerordentliches…
Streng genommen funktioniert die Geschichte nicht oder allenfalls auf der Behauptungsebene, aber auch nur dann, wenn man viel guten Willen mitbringt. Die Grundidee wurde schon in zig Filmen und Serien verbraten, die Figuren sind Stereotypen, es wimmelt nur so von Klischees, die Liebesgeschichte ist ebenso unglaubwürdig wie das Ende. Mit der Realität hat das alles nicht das Geringste zu tun, und Goethe kommt auch nicht vor, dafür Shakespeare und Schiller, aber bei letzterem kann man sich ja schlecht verschreiben.
Autor und Regisseur Bora Dagtekin lässt kein Klischee aus, bricht sie nicht einmal, sondern verkehrt sie lediglich entsprechend der Erwartungshaltung des Publikums in ihr Gegenteil. So wird aus dem respektlosen Gangster und Loser ein verantwortungsvoller und supercooler Lehrer, aus der verhuschten grauen Maus eine beliebte und sexy Pädagogin. Alles wird auf den kleinsten gemeinsamen Nenner runtergebrochen und verharmlost. Gleichzeitig nimmt sich der Film nicht eine Sekunde lang ernst, alles geschieht mit einer gehörigen Portion Selbstironie, was die Klischees wiederum erträglich macht und die Einfältigkeit charmant.
Apropos Charme: Nicht nur der Film, sondern auch sein Hauptdarsteller versprüht eine Menge davon, und irgendwie fällt es einem daher leicht, beiden die Schwachpunkte zu verzeihen. Neben Elyas M’Barek kann sich im Grunde nur Katja Riemann wirklich behaupten, die in ihrer Rolle einfach großartig ist, während Karoline Herfurth sich die ganze Zeit zu fragen scheint, was sie hier eigentlich tut.
Es ist vor allem diese augenzwinkernde Kumpanei mit dem Publikum, die einen Großteil des Charmes ausmacht. Der Film ist rotzfrech, aber ehrlich in seiner Scheiß-egal-Haltung und damit anders als die üblichen Schweiger-Schweighöfer-RomComs, die nur auf Effekt inszeniert sind. Es ist eine Rohheit, die einfach erfrischend anders ist.
Note: 3