Juli

Der Sommer hat endgültig Einzug gehalten – und viele Menschen beschweren sich bereits über zu schwüles, heißes Wetter. Vermutlich sind es dieselben Menschen, die vor wenigen Wochen noch über zu kaltes, nasses Wetter gemeckert haben. Falls noch die alten Regeln gelten, wovon in Zeiten des Klimawandels allerdings nicht hundertprozentig auszugehen ist, steht uns ohnehin ein wechselhafter Sommer bevor, weil das Wetter am bzw. um den Siebenschläfertag herum die Aussichten der nächsten sechs Wochen definiert. Stellen wir uns auf jeden Fall auf eine Menge Rumgenörgel von bestimmten Zeitgenossen ein.

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Meine Halbjahresbilanz 2024

Auf der Münchner Filmwoche drehen sich naturgemäß viele Gespräche um das zurückliegende Kinogeschäft und die Aussichten für das beginnende Jahr. Im Januar waren viele der Meinung, dass die Kinos in 2024 eher maue Besucherzahlen verzeichnen würden, schlechter noch als im Vorjahr, weil die Auswirkungen des Streiks in Hollywood noch bis in den Herbst hinein deutlich spürbar sein werden. Überraschenderweise war dann das erste Quartal besser als befürchtet, das zweite jedoch ein wenig schlechter als erwartet, woran wohl auch Alles steht Kopf 2 nicht viel ändern wird. Dennoch ist Optimismus geboten, denn ab September sollten wieder genügend Filme starten.

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The Equalizer 3

Jahr für Jahr starten Hunderte von Filmen, aber wenn man regelmäßiger Kinogänger ist, bekommt man, zumindest in den Multiplexen, meistens die gleichen Trailer zu sehen – manchmal über viele Monate hinweg, bis man sie nicht mehr sehen kann. Borderlands und Twisters zählen im Augenblick zu jenen, denen ich bei jedem Kinobesuch wieder begegne, und ich bin unendlich froh, dass Bad Boys 4 endlich gestartet ist, nur damit ich nicht noch ein weiteres Mal Will Smiths Spruch, dass seine Seele einen Schwanz hat, anhören muss. Im vergangenen Jahr war es unter anderem der Trailer von The Equalizer 3, dessen „deutscher“ Untertitel The Finale Chapter sich in diesem Zusammenhang wie eine Erleichterung anhörte, der bis zum Überdruss gespielt wurde.

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The Bikeriders

Auf meiner (leider ziemlich langen) Liste mit Klassikern, die ich noch nie gesehen habe, stehen auch Easy Rider und Der Wilde. Zum Teil liegt es daran, dass ich mit der Biker-Subkultur, die so fernab von meiner persönlichen Lebenswirklichkeit liegt, nicht viel anfangen kann. Dass ich mir dennoch The Bikeriders gleich am Starttag angesehen habe, hat mit dem vielversprechenden Trailer, der herausragenden Besetzung und dem Regisseur zu tun, von dem ich Mud und Midnight Special ganz gerne mochte und dessen Bildsprache im Trailer mich neugierig auf den Rest gemacht hat.

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Der kleine Lord

Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Seit meiner Kindheit läuft Der kleine Lord in schöner Regelmäßigkeit kurz vor den Feiertagen in der ARD und gehört damit so fest zum Programm wie die Sissi-Trilogie oder Drei Nüsse für Aschenputtel. Doch diese Verfilmung von 1980 mit Ricky Schroder und Alec Guinness, die sich bei uns großer Beliebtheit erfreut, ist in vielen, wenn nicht den meisten Ländern der Welt nur eine von vielen Adaptionen, allerdings nicht die populärste. Shocking!

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Wochenendrebellen

Dieser Beitrag schlummert schon seit einer Ewigkeit in meiner digitalen Schublade und passte irgendwie nie so richtig in mein sorgfältig konzipiertes redaktionelles Layout. Aber er passt zur EM, und weil ich die Beiträge in dieser Woche nach dem Motto „ein Pfund Gemischtes“ zusammengestellt habe, bot er sich geradezu an.

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The Fall Guy

Der Recyclinghof an der amerikanischen Westküste hat sich erneut einer alten Serie angenommen, sie generalüberholt und grundsaniert und verkauft sie nun als heißen Scheiß. Ich bin alt genug, um als Kind einige Folgen der Serie Ein Colt für alle Fälle im Fernsehen der Achtziger gesehen zu haben, war aber nie ein Fan. Es war eine unterhaltsame Krimiserie mit flotten Sprüchen (oder was man damals dafür hielt), in der Kautionsjäger, die eigentlich Stuntleute sind, Verbrecher jagen. Konnte man sich anschauen, wenn man gerade am frühen Abend nichts Besseres zu tun hatte, und bei nur drei Programmen gab es in der Regel auch keine interessanteren Alternativen. Wir hatten ja nichts.

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Im Taxi mit Madeleine

Nach zwei schwachen Filmen wollte ich unbedingt mit einem Beitrag enden, der einen etwas positiver ins Wochenende schickt. In den letzten Monaten haben wir auf Magenta TV+ Call my Agent! gesehen, eine französische Komödienserie, die von 2015 bis 2020 lief und vom alltäglichen Wahnsinn in einer Schauspielagentur in Paris erzählt, die viele der großen Stars vertritt. Es gibt zwar einen roten Faden in der Handlung, in dem es um das turbulente (Liebes)leben der Agenten geht, in jeder Folge hat aber ein Filmstar einen Gastauftritt. Dank meiner beklagenswerten Lücken in der französischen Filmgeschichte sind mir leider die Namen vieler Gaststars nicht geläufig, andere kenne ich immerhin vom Sehen, und gar nicht mal so wenige sind sogar mir bekannt: Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Monica Belluci, Isabelle Adjani oder Cécile de France lassen sich alle bereitwillig durch den Kakao ziehen oder parodieren ihr Image. Sogar Sigourney Weaver ist dabei. Insgesamt ein großes Vergnügen.

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Civil War

Man muss kein fanatischer News-Junkie sein, um zu wissen, dass die USA ein zutiefst gespaltenes Land sind. Auf der einen Seite stehen die Progressiven, die Inklusion, stärkere Minderheitenrechte, eine einfachere Einwanderung, einen resoluteren Kampf gegen den Klimawandel und höhere Sozialleistungen fordern, auf der anderen die Trumpisten, die all das ablehnen und die Grenzen weitgehend schließen wollen. Beide Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber.

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Men – Was dich sucht wird dich finden

Seit ungefähr zehn Jahren erlebt dieses Sub-Genre ein spürbares Revival, auch dank A24, die ein Händchen für ungewöhnliche Stoffe und schräge Ideen haben: Arthaus-Horror ist in. Doch was definiert einen Arthaus-Horrorfilm und unterscheidet ihn von einem gewöhnlichen Wald-und-Wiesen-Horrorfilm? Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Eine künstlerische Ästhetik mit bestechenden Bildern gehört sicherlich dazu, eine größere Sorgfalt bei der Charakterisierung der handelnden Figuren sowie ein gesellschaftlich relevantes Thema. Man könnte dies noch weiter ausführen. Oder einfach Potter Stewart zitieren, einen Richter des US-Supreme Courts, der vor Jahrzehnten zu beurteilen hatte, was Pornografie ist und konstatierte: „I know it when I see it.“

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